Autor: Matthias Fuchs

Holzwohnhaus JustK in Tübingen

[Artikeldownload] „Ein energieoptimiertes Wohnhaus auf einem Grundstück an einem Südhang, mit Blick auf das Tübinger Schloss, für zwei Erwachsene und vier Kinder, bei moderatem Budget“, das war die Bauaufgabe, die an uns herangetragen wurde und die es zu lösen galt. Bei der Auseinandersetzung mit den Fragestellungen nach energieoptimiertem, nachhaltigem Bauen und was das für die Architektur eigentlich bedeutet, fiel uns auf, dass sich die Nachhaltigkeitsdebatte in Deutschland sehr häufig auf die Entwicklung effizienter Technik konzentriert. […] Die vollständige Dokumentation des – u. a. mit dem Hugo-Häring-Preis 2012 – ausgezeichneten Projektes der Architekten Martenson und Nagel Theissen ist als kostenfreies PDF verfügbar. Der Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Bauzeitung dem Tagungsband „Suffizienz in der Baukultur. db-Kongress 2014: BESSER ANDERS WENIGER“ entnommen. Quelle: db-bauzeitung.de amunt.info

Verzicht muss man sich leisten können

Verzicht muss man sich leisten können

[Erkundigung] Persönliches Glück ist weder auf Karriere und Konsum noch auf Verzicht zurückzuführen – so weit, so wenig überraschend. Interessanter erscheint der zweite Teil der Umfrage: „Muss die Wirtschaft immer weiter wachsen?“. Während drei Viertel der Haupt- und Volksschüler diese Frage bejahen, stimmt nur etwa die Hälfte der Abiturienten zu. Diese unterschiedliche Einschätzung erklärt sich wahrscheinlich durch den höheren Kontostand, der zumeist aus dem höheren Bildungsabschluss resultiert. Es gibt eine magische Grenze. Die liegt – im weltweiten Durchschnitt – bei 27.000 Dollar Jahreseinkommen. Ab diesem Verdienst macht mehr Wohlstand nicht glücklicher. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss: Verzicht muss man sich leisten können. Quelle: Le Monde diplomatique, Berlin 2015: TNS Forschung, 2014 (n=900), zit. nach Spiegel 14, 2014

Rebound-Effekt

Der Rebound-Effekt: Mit gutem Gewissen mehr fahren

[Erkundigung] Rebound-Effekte werden zuweilen auch als „unerwünschte Nebenwirkung“ der Effizienzrevolution bezeichnet. Die Folgewirkungen lassen daran zweifeln, ob selbst „grünes Wachstum“ dauerhaft gelingen kann. Zum Verständnis hilft folgende Klassifikation: Finanzielle Rebound-Effekte: Wenn Autofahrer von einem konventionellen Acht-Liter-Auto (pro 100 Kilometer) auf ein Vier-Liter-Auto umsteigen, dann zahlen sie für den Kraftstoff nur noch die Hälfte – und können für das gleiche Geld doppelt so weit fahren. Wird das eingesparte Geld in weniger energieintensive Dienstleistungen investiert – wie etwa ein Frisörbesuch – dann werden die Frisöre mehr (Energie) konsumieren. Materielle Rebound-Effekte: Über den PKW-Lebenszyklus gerechnet, entfallen etwa 80 Prozent des Energiebedarfs auf den Betrieb und 20 Prozent auf die Herstellung. Bei hocheffizienten Fahrzeugen in Leichtbauweise (z. B. Aluminium) steigt jedoch der produktionsbedingte Energieaufwand. Psychologische Rebound-Effekte: Studien aus Japan belegen, dass bei Autofahrern die sich ein scheinbar „ökologischeres“ Fahrzeug zugelegt haben (z. B. Hybridauto), pro Jahr die gefahrenen Kilometer um das 1,6-fache erhöhen. Das Umweltbundesamt kommt zu dem Ergebnis, dass Rebound-Effekte bis zu 30 Prozent der Effizienzersparnisse wieder aufzehren. Vor diesem Hintergrund erscheint es kaum möglich mit der Strategie …

Neu-verpackte Orangen

Neu-Verpackt statt Zero Waste

[Kurioses] Auch hier hat ein bemühter Mitarbeiter den Ausspruch von Voltaire „Das Bessere ist der Feind des Guten“ falsch verstanden. Nach der Netz-Aufregung um die „Nackt-Banane“ der österreichischen Supermarktkette Billa setzte kürzlich eine Kundin des „Whole Foods Market“ in den USA folgenden Tweet ab: „Wenn die Natur sich doch bloß etwas einfallen lassen hätte, um die Orangen zu bedecken, hätten wir nicht so viel Plastik verwenden müssen.“ Quelle: twitter.com sueddeutsche.de

Suffizienzpfad Energie – die Grundlagenstudie

[Literaturtipp] Seit vielen Jahren ist die Schweiz führend in der Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien im Bauwesen. Demnach lohnt es den Fortschritt unserer Nachbarn im Blick zu behalten – auch und insbesondere in Bezug auf Suffizienz. In der internationalen Fachwelt gelten beispielsweise die nachfolgenden Leitfäden und Arbeitshilfen als Meilensteine: Empfehlungen zum Nachhaltigen Bauen (SIA 112/1, 2004) Systematik für nachhaltigkeitsorientierte Architekturwettbewerbe (SIA D0200, 2004) das energiepolitische Modell der 2.000-Watt-Gesellschaft, dass in Zürich im Jahr 2008 in der Gemeindeordnung festgeschrieben wurde. Ebenfalls von der Stadt Zürich wurde im Jahr 2012 der „Suffizienzpfad Energie – Das Beispiel Wohnen“ veröffentlicht. Die Grundlagenarbeit beschreibt erstmals konkret, welches Reduktionspotential an Primärenergie und Treibhausgasemissionen sich durch moderat suffizientes Nutzerverhalten erschließen lässt. In der Studie werden somit vor allem die Maßnahmen betrachtet, die noch bestehen, wenn die Gebäudehülle bereits hochwertig gedämmt ist (= Effizienz) und auch ein hoher Anteil erneuerbarer Energie genutzt wird (= Konsistenz). Die Methodik Der „Suffizienzpfad Energie“ betrachtet drei Hauptaspekte in seiner ganzheitlichen Bilanz: Den Strom- und Wärmebedarf im Gebäudebetrieb, die „Graue Energie“ bei der Gebäudeerstellung sowie das Mobilitätsverhalten infolge …

2.000-Watt Gesellschaft

“Weniger ist weniger – und anders”

[Artikeldownload] Vor dem Hintergrund bestehender Energieeinsparungs- und Klimaschutzziele erscheint der Schlüsselbegriff „Nachhaltigkeit“ die Bedeutung als historische Chance eines dauerhaft neuen Naturverständnisses zu erlangen. Quasi als Heilsversprechen wird im Zusammenhang des „Green New Deal“ angenommen, dass sich das Wachstumsparadigma durch technische Innovationen sowie einer Entkoppelung von Bruttoinlandsprodukt und Treibhausgasen weiterhin verfolgen lässt. […] Kann Suffizienz als dritte maßgebliche Nachhaltigkeitsstrategie – die das Nutzerverhalten mit einbezieht – zum Wandel beitragen? Gibt es positive Zielsysteme im Bauwesen die entsprechende Handlungen auslösen? Und wie lassen sich praxistaugliche Suffizienzziele und -kriterien für Architekten definieren? Diesen Fragen gingen die Autoren in ihrem ersten gemeinsamen Artikel „Weniger ist weniger – und anders“ in der Deutschen Bauzeitung nach. Gleichzeitig bildete diese Veröffentlichung den Auftakt zum Suffizienzblog. Der Beitrag st als kostenfreies PDF verfügbar und wurde mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Bauzeitung dem Heft 06/2015 „Suffizienz“,  entnommen. Quelle: db-bauzeitung.de